Vor einiger Zeit habe ich über das Buch „Im Wald“ geschrieben. Darin verbringt Torbjørn Eklund jeden Monat eine Nacht im Wald und beschreibt, wie sich im Laufe des Jahres die Natur und die Umgebung verändert. Für mich war das schon lange Inspiration und ich hatte mir vorgenommen etwas ähnliches zu machen.
Heute ist also dieser Tag, an dem ich spontan beschliesse im Wald zu schlafen. Genauer gesagt auf einer Wiese auf 1‘300m oberhalb vom Sarner See. Und genau wie der Autor hat mich der Ausflug heute auch Überwindung gekostet obwohl ich mich freue. Und trotzdem musste ich meinen inneren Schweinehund überwinden, denn kaum war ich aus dem Haus hatte ich das Gefühl dass es auch wieder schön wäre, bei der Familie zu sein.
Den passenden Platz hatte ich bei einer unserer letzten Wanderung gefunden. Vom Auto laufe ich circa 1 Stunde und stelle mein Zelt auf eine Wiese in der Nähe von einem Bach. Weil die Wiese etwas moorig ist, koche ich auf zwei Holzbretter die ich in den Nähe finde und geniesse mein Abendessen mit einer mystischen aber traumhaften Aussicht. Schweigend trinke ich noch ein Bier und hoffe, dass sich noch ein paar Tiere auf der Wiese blicken lassen und mir sonst bis morgen niemand begegnet der Fragen stellen könnte.
Es ist erstaunlich, wie schwer ist einem fällt, einfach einmal nichts zu tun – hat man sich aber daran gewöhnt ist es extrem befreiend und fast meditativ. Sobald es dunkel wird lege ich mich in meinem Schlafsack ins Zelt und lausche den Geräuschen der Natur die immer weniger werden. Ich schlafe ganze acht Stunden und werde nur einmal durch ein Hirsch oder eine Wildsau geweckt.
Am Morgen ist es neblig und nachdem ich einen Kaffee gekocht und mein Müsli gegessen habe packe ich meine Sachen zusammen und mache mich auf den Heimweg. Knapp 15 Stunden war ich weg, aber es fühlt sich an als wäre ich in einer anderen Welt gewesen. Ein Ausflug, der mich die vielen Erledigungen des Alltags hat vergessen lassen und so viele Dinge, die im Alltag “ein Thema” sind, waren plötzlich wie aus meinem Kopf verschwunden.
Ich werde das unbedingt wiederholen. Danke Torbjørn Eklund für die Inspiration!
Erstellt von Moritz Kohler 19 Apr 2020